Gruendung
Schon um 1935 regte sich bei vielen Törringern der Wunsch, eine Plattlergruppe aufzubauen, um später einen Trachtenverein zu gründen. Der damals tätige Hauptlehrer konnte den Trachtler Franz Eder für diese Sache gewinnen. Franz Eder war ein geborener Fridolfinger und längere Zeit Vorplattler bei den »Salzachtalern« Fridolfing. Er heiratete in ein Anwesen nach Törring ein. Schnell hatte er eine Gruppe junger Buam gefunden, die für den Schuhplattlertanz Interesse zeigten. Bis zum Jahre 1939 hatten sie 15 Plattler gelernt. Mitten unter diesen Aufbauarbeiten brach der Zweite Weltkrieg aus. Die ganze Plattlergruppe mußte einrükken und die »Kurze« mit der feldgrauen Uniform vertauschen. Einige kamen nicht mehr nach Hause. Im Herbst 1945 jedoch begann Franz Eder mit dem Neuaufbau der Plattlergruppe. Durch tatkräftige Unterstützung von Hauptlehrer und Bürgermeister Josef Langesee, Gastwirt Alois Deubzer, Ludwig Singhartinger sen., Josef Schmied, Franz Plentinger u. a. machte die Gruppe große Fortschritte. Im Winter 1945/46 fanden sich einige Dirndl dazu und so konnten die ersten Trachtentänze eingelernt werden. Im März 1946 fand die erste Vereinsversammlung statt: Einstimmig wurde Franz Eder zum 1. Vorstand gewählt, 2. Vorstand wurde Simon Hipf, 1. Kassier Franz Lebesmühlbacher, 2. Kassier Franz Jäger, 1. Schriftführer Gregor Bachmayr, 1. Vorplattler Franz Baumgartner, Oed und Vereinsmusiker Franz Baumgartner, Inzing. In dieser Versammlung wurde auch beschlossen, die Aufnahme in den Gauverband I zu beantragen. Außerdem wurden einheitliche Mitgliedskarten ausgegeben. Der Mitgliedsbeitrag wurde festgesetzt: Aktive jährlich vier Mark, Passive fünf Mark, Aufnahmegebühr eine Mark. Nicht leicht war es, einen passenden Namen für den Verein zu finden. Alois Deubzer, Gastwirt und Herbergsvater wußte von einem Straßenschild beim Oberhaus, Nähe Palling, mit der Aufschrift »Heiland« also Heiligland«, ein Hinweis auf die Zugehörigkeit des Rupertiwinkels zum Erzbistum Salzburg. Da »D’Heilandler« sicher zu falschen Rückschlüssen geführt hätte, einigte man sich auf »D’Heulandler«, Am 1. Mai 1946 wurde der erste Maibaum des jungen Trachtenvereins aufgestellt. Es wurden Schuhplattler, das Mühlradl, der Zweisteyrer und der Achtertanz aufgeführt. Die Bevölkerung nahm mit großer Begeisterung an dieser Veranstaltung teil. Abends war Maitanz, Besucherzahl 250. Im Oktober des gleichen Jahres legte Franz Eder sein Amt als 1. Vorstand nieder. Bei der darauffolgenden Versammlung wurde Simon Hipf zum 1. Vorstand gewählt, 2. Vorstand wurde Franz Baumgartner. Die neue Vorstandschaft setzte nun alles daran, eine Fahne zu beschaffen. Franz Plentinger schuf eine Laienspielgruppe, die in vielen Aufführungen nicht nur für willkommene Abwechslung und Frohsinn sorgte, sondern auch den Grundstock für die Finanzierung der Vereinsfahne legte. Mit Titeln wie »Die Geistervev«- übrigens das Eröffnungsstück im November 1946 – »Wilderers Glück« und »Der Gangerl von Berchtesgaden« begründete diese Laienspielgruppe, der fast alle Aktiven angehörten, ihren guten Ruf. Der »Gangerl« zum Beispiel wurde vor rund 400 begeisterten Zuschauern gespielt, die zum Teil über Leitern durch das Fenster einstiegen. Es folgten auch Gastspiele in der näheren Umgebung und sogar in Trostberg. Mit wieviel Freude und Eifer man bei der Sache war, beweist die Tatsache, daß die Strecken mit dem Fahrrad bewältigt wurden, die spärlichen Kulissen im Gepäckträger eingeklemmt. Kurzum, die Kasse klingelte und so konnte bei der Generalversammlung, am 24. August 1947, die Fahnenweihe auf den 22. August 1948 festgesetzt werden. Außerdem wurde die Aufnahme in den Gauverband 1 bekanntgegeben. Der Verein beteiligte sich an Fahnenweihen und Gründungfesten, veranstaltete Heimatabende, ein Bunter Abend wurde abgehalten, der Erlös kam den Flüchtlingen zugute. Die Vorbereitungen zur Fahnenweihe waren in vollem Gange, doch am 20. Juni 1948 wurde die Währungsreform eingeführt und somit schmolz das Guthaben von 6000 Reichsmark auf 300 DM und das war für eine Fahne zu wenig. Die Fahnenweihe mußte abgesagt werden.
Fahnenweihe
Neue Theateraufführungen folgten und Gönner des Vereins halfen tatkräftig mit, sodaß man am 9. Januar 1949 bei der Generalversammlung die Fahnenweihe auf den 8. Mai 1949 festlegen konnte. Das Festprogramm nahm folgenden Verlauf: am 7. Mai 1949, von 17 bis 18 Uhr Standkonzert auf dem Dorfplatz in Törring. Um 20 Uhr Heimatabend im Festzelt. Mitwirkende waren: Die Festmusik, die Salzachtaler Schrammeln, Sing- und Plattlergruppen vom Patenverein »Alpenrose« Grassach-Tittmoning sowie der festgebende Verein. Nach der Begrüßung durch 1. Vorstand Hipf wurde der Gründer des Vereins, Franz Eder, zum ersten Ehrenmitglied ernannt. Der Abend, der mit Musik, Gesang und Tanz einen schönen Verlauf nahm, war der Auftakt für den kommenden Sonntag, für den das ganze Dorf gerüstet war. Um 6.00 Uhr früh spielte die Festmusik ihren Weckruf, dem ein Konzert bis 7 Uhr folgte. 22 Vereine und vier Musikkapellen gaben den Törringern am Festtag die Ehre. Ein prächtiges Fest schien den Einheimischen und Gästen bevorzustehen. Es war 9.15 Uhr, als wie ein Blitz die Nachricht einschlug: Gründungsmitglied Josef Langesee erlitt während der Aufstellung zum Kirchenzug einen Herzschlag und verstarb. Der erste Gauvorstand Dr. Adlmaier bat die Trachtler während des Festzuges das Juchzen zu unterlassen und ordnete um 17 Uhr Tanzschluß an. Obwohl das Fest schön und geordnet verlief war die Festfreude dahin. Viele Vereine und Zuschauer fuhren nach den Ehrentänzen nach Hause. H. H. Pfarrer Lenz gestaltete den Gottesdienst sowie die Weihe der Fahne sehr feierlich. Die Fahne wurde von der Firma Auer aus München geliefert. Sie kostete 2500 DM, 1 Zentner Weizenmehl und 100 Eier.
Nach der Fahnenweihe ging man daran, eine Jugendgruppe aufzubauen, denn Brauchtum und Tradition können nur weiterleben, wenn sie von jungen Menschen angenommen werden. Mit der Teilnahme an kirchlichen Festen, der Beteiligung an zahlreichen Fahnenweihen und Gründungsfesten, mit der Teilnahme am Georgiritt Tittmoning-Kirchheim, an zahlreichen Hochzeiten und Beerdigungen, am Erntedank und am Jahrtag, an Trachtenwallfahrten nach Maria Eck, an Gaufesten und Heimatabenden wurde fruchtbare Arbeit im Dienste der Brauchtumspflege geleistet. Ein dörfliches Ereignis ganz besonderer Art war immer das Maibaumaufstellen, 1952 war es schon der dritte. Im Juni 1955 führt der erste Vereinsausflug nach München in den Tierpark. Feste in der näheren Umgebung, bei denen der Verein in großer Zahl auftrat, waren die Fahnenweihe der Hubertusschützen Kay-Ledern im Juli 1961, das 30-jährige Gründungsfest des Patenvereins »Alpenrose« Grassach-Tittmoning im Mai 1962 und die Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Törring im Juli 1964. Daneben wurde das Theaterspielen nicht vergessen, Unter der Regie von Simon Hipf wurden zahlreiche neue Stücke aufgeführt: »Das eigene Blut«, »Der Wildschütz von Bayrisch Zell«, »Veverl vom Walchensee« um nur einige zu nennen. Mit der Aufführung des Volksstücks »Der Kreuzhofbauer« im März 1965 wurden rund 20 Jahre begeisterten Laienspiels abgeschlossen. Im Juli 1965 legte Simon Hipf sein Amt nieder. Johann Singhartinger wurde zum 1. Vorstand, Franz Jäger zum 2. Vorstand gewählt. Zur Beerdigung des Ehrenvorsitzenden der Bayerischen Trachtenverbände, Dr. C. Adlmaier am 4. Oktober 1966. schickte der Verein eine Fahnenabordnung. Am 28. September 1968 wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung die gesamte Vorstandschaft neu gewählt. 1. Vorstand wurde Georg Gerl, sein Stellvertreter Alois Singhartinger. Im April 1969 verstarb die Fahnen- und Herbergsmutter, Ehrenmitglied Aloisia Deubzer. Bei der Generalversammlung am 21. Juni 1973 wurde Simon Hipf, der sich große Verdienste um den Verein erworben hat, zum Ehrenvorstand ernannt. Anläßlich der Fahnenweihe des Patenvereins »Alpenrose« Grassach-Tittmoning, im Juli 1975, beteiligte sich der Verein in großer Anzahl am Kirchen- und Festzug. Am 17. März 1976 wurde unser Gründungs- und Ehrenmitglied Franz Eder beerdigt. Mit dem Vier-Vereinepreisplatteln der Vereine Palling, Fridolfing, Tittmoning und Törring begann man am 13. Juni 1976 in Palling. Bei der Jahreshauptversammlung im Mai 1980 wurde Martin Helminger zum 1. Vorstand gewählt. Am 7. Januar 1981 beteiligte sich der Verein mit einer Fahnenabordnung an der Trauerfeier des 1. Gauvorstandes Paul Gambs in Inzell. Anläßlich des 100jährigen Bestehens der Bayerischen Trachtenverbände am 3. Juli 1983 durften »D’Heulandler« nicht fehlen. Im Mai 1984 wurde bei der Jahreshauptversammlung Franz Schuhbäck zum 1. Vorstand gewählt. Ebenfalls 1984 konnte mit der Aufführung des Theaterstücks »Um 12 Uhr wird gestorben« wieder an die frühere Zeit des Törringer Laienspiels angeknüpft werden. Schon ein Jahr später, im Dezember 1985, konnte die
junge Theatergruppe mit dem Lustspiel »Die drei Wildkatzen« einen durchschlagenden Erfolg erzielen, mußte das Stück doch fünfmal wiederholt werden. Das Patenbitten am 15. Februar 1986 beim GTEV »Alpenrose« Grassach-Tittmoning war mit zähen Verhandlungen verbunden.
40-jaehriges Gruendungsfest
Ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte war sicher das 40-jährige Gründungsfest mit Fahnenweihe am 7./8. Mai 1986. Leider mußten die 27 Trachtenvereine und 9 Musikkapellen wegen des schlechten Wetters im Festzelt empfangen werden. Der von H. H. Pfarrer Karl sehr eindrucksvoll gestaltete Festgottesdienst, sowie die Segnung der Fahne konnten ebenfalls nur im Zelt abgehalten werden. Da der Wettergott auch nach der Kirche kein Einsehen hatte, mußte auch der Festzug durch das schön geschmückte Dorf ausfallen. Soviel Pech drückte auf die Stimmung, viel Arbeit war umsonst getan. Doch das Vereinsleben ging weiter. Mit der richtigen Einstellung und dem Wahlspruch: »Sitt und Brauch der Alten wollen wir erhalten«, wird der Verein bestimmt in Zukunft weiter bestehen können.
Am 12. Mai 1988 wurde bei der Jahreshauptversammlung Josef Helminger zum 2. Vorstand gewählt. Der 2. Musikanten- und Sängerhoagart fand am 4. November 1989 statt und wurde von unserem Verein veranstaltet. Jedes Jahr übernimmt ein anderer von den Trachtenvereinen „Stoabergler Palling, „Salzachtaler“ Fridolfing, „Alpenrose“ Grassach-Tittmoning und „D’Heulandler“ Törring diesen Hoagart. Beim ersten Gaujugendtag am 22. April 1990 in Traunstein war unsere Jugend auch dabei. Das 60-jährige Gründungsfest unseres Patenvereins „Alpenrose“‚ Grassach-Tittmoning besuchten wir mit der Musikkapelle Inzing-Törring. Am 12. Mai 1994 wurde Josef Helminger zum 1. Vorsitzenden und Franz Schuhbäck jun. zum 2. Vorsitzenden gewählt. Ein Jahr später, am 25. Mai 1995, konnte der frühere 1. Vorstand Franz Schuhbäck sen. zum Ehrenvorstand ernannt werden.
50-jaehriges Gruendungsfest
Mit dem 50-jährigen Gründungsfest am 6./7. Juli 1996 gingen zwei besonders schöne Tage in die Vereinsgeschichte der „Heulandler“ ein. Mit der Totenehrung und Kranzniederlegung wurde das Jubiläum eröffnet. Während des Festabends wurde unserer Fahnenmutter Anna Hipf für besondere Verdienste das „Goldene Gauehrenzeichen“ durch 2. Gauvorstand Peter Eicher überreicht. 1. Vorstand und Festleiter Josef Helminger konnte am Festtag 16 Trachtenvereine und 8 Musikkapellen sowie die Ortsvereine begrüßen. Im Zeitungsbericht stand: „So viele Besucher wie beim 50-jährigen Jubiläum des Trachtenvereins „D’Heulandler“ erlebte das Dorf Törring wohl noch nie“.
Die Jugendarbeit erlebte nach diesem Fest einen enormen Aufschwung, so dass unter der bewährten Führung des Jugendleiters Rupert Brandmayer eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen an die Werte des Vereins herangeführt werden konnten. Generell wird bei den „Heulandlern“ ein großes Augenmerk auf die Kinder- und Jugendarbeit gelegt, so dass immer wieder Jugenliche zu den Aktiven übertreten können. Einen großen Anteil der Jugendarbeit, nimmt neben den erforderlichen Plattlerproben auch die Freizeitgestaltung ein. Dazu zählen unteranderem ein Zeltlager, Bergwanderungen und Hallenbadbesuche. Den 10. „Vier-Vereine-Musikanten- und Sängerhoagart“ konnte man am 5. November 1999 abhalten. Nach den Umbauarbeiten in der alten Lehrerwohnung im Schulhaus, durch Eigenleistung der Vereinsmitglieder, fand am 1. Juni 2000 die Einweihung des gemeinsamen Vereinsheimes der „Heulandler“ und der Musikkapelle Inzing-Törring statt. Beim 110. Gaufest am 16. Juli 2000 in Traunstein begleitete uns zum ersten Mal die Musikkapelle Inzing-Törring. Zum 10-jährigen Jubiläum der „Heulandler Tanzlmusi“, am 28. September 2002, gratulierten Vorstand Josef Helminger und Ehrenvorstand Franz Schuhbäck sen. (der Initiator zur Gründung der Tanzlmusi) und überreichte den Musikanten ein Geschenk. 20 Jahre Theaterbühne „D’Heulandler“ Törring konnte am 14. Februar 2004 mit einer Jubiläumsveranstaltung gefeiert werden. Der 16. Maibaum wurde am 1. Mai 2004 auf dem schönen, neu gestalteten Dorfplatz in Törring aufgestellt. Der 7. September 2004 war ein trauriger Tag, mussten wir doch unseren Ehrenvorstand Franz Schuhbäck leider viel zu früh zu Grabe tragen. Am 150-jährigen Gründungsfest unserer Musikkapelle Inzing-Törring am 17. Mai 2007 beteiligten wir uns ebenso wie am 75-jährigen Gründungsfest unseres Patenvereins „Alpenrose“ Grassach-Tittmoning. Hier führten Aktive des Vereins am Festabend den Sterntanz auf und nahmen am folgenden Festtag mit der Musikkapelle am Kirchen- und Festzug teil. Der 5. Juli 2009 war ein Tag, der bestimmt in Erinnerung bleiben wird. Robert Baumgartner, ein aktiver Trachtler unseres Vereins, entschloss sich, Priester zu werden. Bei seiner Primiz in Törring war Vorstand Josef Helminger Festleiter und „Progoder“ zugleich und selbstverständlich begleiteten die „Heulandler“ den Kirchen- und Festzug. Am 20. Juni 2011 musste unser Gründungsmitglied und Ehrenvorstand Simon Hipf auf dem Friedhof in Törring auf seinem letzten Erdenweg begleitet werden. Zum 3. Mal konnten die vier Trachtenvereine Tittmoning, Fridolfing, Palling und Törring am 9. April 2012 den Ostervolkstanz mit der „Heulandler Tanzlmusi“ abhalten. Ein Höhepunkt jedes Trachtlers ist wohl das Gaufest und so beteiligten wir uns, wie jedes Jahr, auch am 21. Juli 2013 mit unserer Musik-
kapelle Inzing-Törring am 123. Gaufest bei den „Alzviertlern“ in Trostberg.
Abschließend ist zu bemerken, dass der GTEV „D’Heulandler“ Törring ein lebendiger und rühriger Verein ist. Gemäß des Spruchs auf der Vereinsfahne „Mög uns Gottes weises Walten, Heimat, Sitt und Tracht erhalten“ wird der Verein auch weiterhin von der Vorstandschaft, mit Josef Helminger und Franz Schuhbäck an der Spitze, in bewährter Weise geführt, um auch in Zukunft bestehen zu können.